Selma Meerbaum-Eisinger „Я тугою огорнута. Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“: Buchpräsentation und szenische Lesung am 15. Dezember 2024
Die zweite zweisprachige Auflage des Gedichtbandes der Czernowitzer Autorin Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) erschien Ende des Jahres 2024 im Verlag 21.
Die „bukowinische Anne Frank“, so wird Selma Meerbaum-Eisinger auch genannt, wäre 2024 hundert Jahre alt geworden. Doch ihr Leben war sehr kurz: Sie war 19, als sie am 16. Dezember 1942 in einem Arbeitslager in Transnistrien starb. Ihre Gedichte wurden jedoch gerettet und in den 1970er Jahren im deutschsprachigen Raum bekannt - eine unglaubliche, jedoch wahre Geschichte. Darüber und über andere interessante Fakten wurde bei der Präsentation am 15. Dezember 2024 mit der ehemaligen Fernsehjournalistin Paraskowija Netschajewa und dem Übersetzer und Literaturwissenschaftler Prof. Petro Rychlo gesprochen. Netschajewa erzählte eine ebenfalls unglaubliche Geschichte darüber, wie sie 1985, in der späten sowjetischen Zeit, eine erste Fernsehsendung über Selma Meerbaum-Eisinger vorbereitete, die das KGB im letzten Moment vor der Ausstrahlung verbieten wollte. Das Wort „Dichterin“ durfte in Bezug auf die junge Frau nicht verwendet werden, weil sie „kein Mitglied des sowjetischen Schriftstellerverbandes“ gewesen war. Ein hochprofessioneller technischer Trick konnte das zum Glück gerade noch verhindern, und die Sendung wurde ausgestrahlt. Petro Rychlo erzählte über seine ersten Gedichtübersetzungen – für ebenjene Sendung –, sprach über die allgemeine Werkrezeption der Dichterin, ihr poetisches Talent, und begründete auch, warum er die Verwendung ihres Doppelnamens für richtig hält – obwohl die Biografin Marion Tauschwitz für die „archivkorrekte“ Schreibweise plädiert.
Nach dem von Oxana Matiychuk moderierten Gespräch fand die szenische Lesung statt. Ausgewählte Gedichte wurden von der Schauspielerin des Olha-Kobyljanska-Stadttheaters Czernowitz Marjana Tymtschyschyna gelesen. Die Werkstatt-Bühne des Stadttheaters sorgte für eine wunderbare Atmosphäre der Veranstaltung.
Die zweite Auflage des Gedichtbandes wurde von dem „Verein der Freunde und Förderer der Universität Passau", dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen der Universität Passau sowie aus dem Preisgeld des Georg-Dehio-Preis für das Zentrum Gedankendach der Universität Czernowitz 2023 gefördert.
Die Buchpräsentation und szenische Lesung fanden dank der freundlichen Unterstützung durch das Goethe-Institut Kyjiw statt.