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Kulturmanagement-Schule

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Kulturmanagement-Schule

Die Kulturmanagement-Schule für Jugendliche war eine einzigartige Bildungsinitiative in Czernowitz, die primär sehr junge Menschen, die sich als KulturmanagerInnen ausprobieren wollten, in der Zeit der Instabilität unterstützte und förderte. Dieses Projekt war nicht nur eine Antwort auf die kulturellen Herausforderungen vor Ort, sondern bildete auch eine Plattform für die Schaffung nachhaltiger kultureller Initiativen im Kontext der heutigen Realitäten, einschließlich der Herausforderungen des Krieges. Das Programm der Schule war eine Kombination aus theoretischem Material, interaktiven Erfahrungen, dem Austausch mit den ExpertInnen und dem eigenständigen Handeln. Es bot einen Raum für die Diskussion über aktuelle Kulturfragen und Bedarfe, Lösungssuche und Ideenentwicklung.

Die KM-Schule brachte junge Menschen im Alter von 17 bis 30 Jahren zusammen, die eine kleine Förderung  für ihre eigenen Mikroprojekte, ggf. in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten, erhalten konnten. So konnten sich junge Menschen als GestalterInnen und AkteurInnen des Wandels ausprobieren, Kontakte erweitern, Institutionen kennenlernen und eigene organisatorische Fähigkeiten einbringen.

 

Die Sitzungen fanden an den Wochenenden im September statt. Außer den Treffen mit den lokalen AkteurInnen fanden die Arbeitseinheiten mit den Expertinnen Iryna Kaz vom Goethe Institut und Julia Alenina von Insha Osvita statt; in einer Online-Veranstaltung konnten die Teilnehmenden zwei Kulturschaffende aus Deutschland kennenlernen: Barbara Schwarz aus Hamburg führt seit dem Angriffskrieg das Cymka-Projekt, ein Recycling-Projekt, vom sie einen Teil der Einnahmen für die #bukowinahilfe spendet, Daniel Schmidt arbeitet für das globale° - Festival für grenzüberschreitende Literatur in Bremen.

 

Anfang Oktober gab es zum Stadtfest in Tscherniwzi mehrere Kulturveranstaltungen. Die Aufgabe der Teilnehmenden war, die Veranstaltungen zu besuchen und diese dann zu analysieren – im Hinblick auf Inhalte, Formate, Formen und Zielpublikum. Die Beobachtungen wurden in einer gemeinsamen Sitzung ausgetauscht.

 

Im November und Dezember folgte die praktische Projektphase. Teilnehmende planten und setzten ihre Mikroprojekte um. Insgesamt konnten fünf eigenständige und kooperative Mikroprojekte durchgeführt werden:

1) „(Nicht)traumatische Erinnerungen“: Das Projekt griff die literarische Tradition der bukowinischen Literatur auf, wobei im Mittelpunkt die traumatischen Erinnerungen der AutorInnen an die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg standen. In einem Workshop mit Binnengeflüchteten wurden ausgewählte Texte besprochen, eigene Erfahrungen wie Flucht und Heimatverlust wurden ebenfalls literarisch reflektiert. Daraus entstand sogar eine kleine Broschüre. Die Idee hat in jedem Fall Potential für ein größeres Projekt, kann ggf. für eine Ausschreibung in einem Antrag ausgearbeitet werden.

2) „Need“: Die soziokulturelle Initiative richtete sich in erster Linie an Teenager, die im Dauerstress wegen des Krieges, aber auch unter Druck der nahenden Abschlussprüfungen leben. Die arttherapeutischen Workshops fanden im Ausstellungsraum Bunker statt, aus den von den Teilnehmenden geschaffeneт Bildern und Tonerzeugnissen entstand eine kleine Ausstellung.

3) „Aufstand-60“: Das zentrale Thema des Projektes war das Phänomen der ukrainischen Literatur der 60er Jahre, die s.g. „Schistdesjatnyky“ („Die 60er“). Die Teilnehmenden setzen sich mit den Biografien der AutorInnen und ihren Texten auf unterschiedliche Art auseinander: Einem interaktiven Vortrag folgte ein musikalisch-literarischer Workshop und eine Collagenwerkstatt.

4) “Тvої”: Das Projekt war auf die Popularisierung der elektronischen Musik gerichtet. Eine sehr begabte 14-jährige DJin organisierte einen Vortrag über die ukrainische elektronische Musikszene, ergänzt durch eine Musikparty, in der sie als DJin auftrat.

5) Gemeinsame Party „Aufstand-60“: Das integrative und experimentelle Projekt vereinte zwei Mikroprojekte “Тvої” und „Aufstand-60“. Es bot BesucherInnen die Möglichkeit, sich an der interaktiven Collagenausstellung zu beteiligen und diese mitzugestalten; die literarischen Texte der AutorInnen der 60er Jahre wurden in die Musiksets aufgenommen. Es ist besonders erfreulich, dass das Projekt als Kooperation von zwei KMS-Teilnehmerinnen zustande kam. Das Format kann durchaus für Kulturveranstaltungen wie z.B. Festivals angeboten werden, wenn es weiter geübt und ausgearbeitet werden würde.

Das Projekt fand dank freundlicher Unterstützung des Goethe-Instituts Ukraine statt.

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